1241. April 9.

5. id. Apr. 3. p. oct. pasche.

Unweit Liegnitz bei Wahlstadt (dieser Name lässt sich bis in's XIV. Jahrhundert zurückverfolgen, vergl. Mon. Germ. XIX. 532, 45, 49, 51) liefert Herzog Heinrich den Mongolen eine Schlacht, in welcher er jedoch unterliegt und selbst mit vielen der Seinigen fällt (ungefähr 10,000 sagt ein gleichz.

Brief unten unter No. 580, 40,000 ein zweiter vom 4. Januar 1242, agf. bei Palacky, Mongoleneinfall 380 und 30,000 Eike von Repgow, S. 490), darunter sein Vetter, der mährische Prinz Boleslaw nach Boguphal (a. a. O. 561), sowie der Vogt von Löwenberg, Thomas (Tzschoppe und Stenzel 278 aus dem Stadtbuche von Löwenberg). Als Mitkämpfer nennt Stenzel (schlesische Geschichte 48) Glieder der Adelsgeschlechter Pogrell, Busewoi, Radeck, Reinbaben, Tschammer und Brauchitsch. Die von Stenzel nicht angegebene Quelle hat Luchs (Ueber die Bilder der Hedwigslegende, Breslau 1861, Seite 5) in den von Wolfscron (Wien 1846) edirten Bildern der Hedwigslegende aufgefunden, in welchen auf Bild 5 und 6 die auf Heinrich's Seite kämpfenden Ritter auf ihren Schindeln die deutlich erkennbaren Wappen jener Familien tragen. Luchs bemerkt ganz richtig, dass diese um's Jahr 1353 entstandenen Bilder kaum geeignet seien die Thatsachen von 1241 selbst zu verbürgen, sondern nur die im XIV. Jahrhundert vorhandene Tradition, wenn es nicht am Ende eben nur eine Artigkeit des Autors gegen gleichzeitige Familien war, welche sich ihm oder seiner Kirche resp. seinem Stifte wohlthätig und freigebig erwiesen hatten. Schirrmacher (Friedr. II., III. 215) führt auch die von Rotbkirch als Theilnehmer der Schlacht an, doch die von ihm in der Anmerkung dazu (Seite 363) in Aussicht gestellte und dann in den Beilagen zu Band IV, 531 abgedruckte Urkunde Herzog Boleslaws vom Jahre 1315, in welcher der Ritter Woisicus, Erbherr von Rothkirch das Patronat über die Kirche zu Rothkirch "quod ex successione paterna et progenitorum suorum tibi competebat" bestätigt erhält, gerade mit Rücksicht auf die mitgetheilten Worte als Beweis für die Theilnahme der von Rothkirch an der Tartarenschlacht ansehen zu wollen, ist sehr kühn. Weitere Adelstraditionen (vergl. z. B. Sinapins I. 1076 und den Aufsatz die Vettern von Wahlstadt, schlesische Zeitg. 1860, November 4.) können füglich übergangen werden. Dagegen ist die Theilnahme von Johannitern und Deutschordensrittern trotz Joh. Voigt's (Geschichte Preussens II. Beilage 3) Zweifeln sehr wahrscheinlich, vergl. Schirrmacher a. a. O. III. 361. Die Abzeichen beider Orden finden sich auch schon auf den erwähnten Bildern bei Wolfscron. Das Gleiche würde man auch wohl von den Templern sagen können. Ihnen hatte erst kurz vorher Herzog Heinrich II. die ansehnliche Schenkung von 100 Hufen im Lebuser Lande gemacht (vergl. oben No. 564), und dass sie sich überhaupt am Kampfe gegen die Mongolen betheiligt haben, zeigt die Urk. im cod. dipl. Morav. III. 41, welche die Lebensrettung des Geschenkgebers durch einen Templer in confiictu quodam cum atrocibus Tartaris bezeugt. Die Sage, dass in jener Schlacht neben dem Herzoge auch der Deutschordens-Landmeister Poppo von Osterna gefallen sei, während derselbe in Wahrheit urkundlich noch lange nach jener Zeit vorkommt, haben neuerdings Strehlke und Toeppen (Ss. rer. Pruss. III. 390, Anm. 3, und 574, Anm. 2) als schon im Anfange des XV. Jahrhunderts verbreitet nachgewiesen, es scheint allerdings eine nicht ganz klare Fassung der Inschrift auf Poppo's Grabmal in der Breslauer Jakobskirche Ursache zu dem Missverständniss gegeben zu haben, vergl. Schirrmacher a. a. O. und schlesische Provinzialblätter, Bd. 106. 4 ff. Von seinem Denkmale lässt sich keine Spur mehr auffinden, dasa er jedoch in der Jakobskirche begraben sei, bezeugte noch im vorigen Jahrhunderte eine jetzt gleichfalls zerstörte Wandtafel in dieser Kirche aus dem Jahre 1521, welche ihn auch als in der Tartarenschlacht gefallen bezeichnete; der Tenor dieser Inschrift findet sich in einer handschriftlichen Epitaphiensammlung vom Jahre 1654 im Besitze der Teschener Stadtbibliothek p. 8 und noch in einer Inschriftensammlung aus dem Jahre 1771, von der mir Herr Director Luchs freundlichst Kunde gab. Die Goldberger Bergknappen hat erst Dlugosz I. lib. VII. col. 678 zur Vervollständigung seines romantischen Schlachtgemäldes eingeführt. Die Löwenberger und Bunzlauer Bergknappen konnten dem gegenüber nicht wohl zurückbleiben, vergl. Ledeburs Archiv I. 339 und (Fechner) Geschichte von Bunzlau, S. 16. Sutorius, der wackere Chronist von Löwenberg, verschmäht die Fabel, dagegen weiss der Gewährsmann Bergemann's bei Ledebur, der fabulirende Rathsherr Pätzold, den Anführer, die Anzahl der von den drei Städten gestellten Bergleute und noch vieles Andere zu erzählen. Von den sonstigen Details der Schlachtberichte aus Dlugosz möchte ich noch den feuer- und dampfspeienden Kopf anführen, weil diese Angabe auf Grund des Berichtes eines Zeitgenossen des Minoriten Piano Carpini, welcher ähnliche Kriegsmaschinen als im Gebrauch bei innerasiatischen Völkerschaften bezeichnet (auch der Brief zweier Mönche bei Erben 485, No. 1034, spricht von den Kriegsmaschinen der Mongolen), mehrfach vertheidigt worden ist (schlesische Provinzialblätter 1786, 338, Knoblich, hl. Hedw. 161, Anm. 3). Dagegen darf man auch nicht vergessen, dass, wenn Dlugosz von jener Wahrnehmung Piano Carpini's in irgend welcher Weise erfahren hat, er nicht den mindesten Anstand genommen hat, dieselbe für seine Schlachtschilderung zu verwerthen, auch ohne sonst eine nähere Quelle zu haben. Die weitere Nachricht, der Leichnam Herzog Heinrichs sei nur an den sechs Zehen, die er am linken Fusse gehabt, erkannt worden, da der Kopf gefehlt habe, wollen Augenzeugen bei der Oeffnung des Sarges 1832, 24. November, insoweit bewahrheitet gefunden haben, als an dem linken Fusse des Skelettes wirklich sechs Zehen wahrnehmbar gewesen seien; so wie Dlugosz die Sache erzählt, dass nämlich erst Heinrich's Gemahlin bei ihrer Ankunft durch Angabe jenes Merkmals neue Nachforschungen veranlasst habe, klingt sie wenig wahrscheinlich. Die Herzogin erfuhr in Krossen den Tod ihres Gemahls erst drei Tage nach der Schlacht, ebensoviel Zeit ungefähr brauchte sie, um von Krossen nach Wahlstadt zu kommen, dann war es doch sehr spät zu Nachforschungen auf der Wahlstatt (vergl. Klose I. 437). Es soll hier nicht verschwiegen werden, dass von der Masse der Details, welche Dlugosz giebt, nur eben diese beiden Züge, den feuerspeienden Kopf und das erkennende Merkmal der sechs Zehen, auch die Annal. des Sarnicky (XVI. Jahrh.), gedruckt im Anhang des Dlugosz 1096, welche keineswegs ganz mit Dlugosz zusammenfallen, wieder geben. Mehr als Kuriosum möchte ich noch anführen, dass die neun Säcke abgeschnittener Christenohren sich ausser bei Dlugosz auch bei Aventinus, ann. Boj. Baseler Ausgabe f. 545 finden. Sollte dieser den Dlugosz schon gekannt haben oder existirt für diese Sage auch schon eine frühere Quelle? Dass die Mongolen des Herzogs abgeschlagenes Haupt auf einen Speer gesteckt (das Haupt liegt nicht mit in seinem Sarge), berichtet auch der böhmische Chronist Dalemil bei Palacky a. a. O. 389 und ebenso die ann. Pantal. Col. Mon. Germ. XXII. 535.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 7, 1884; Regesten zur schlesischen Geschichte, Th. 1: Bis zum Jahre 1250. Herausgegeben von Colmar Grünhagen.